Philosophie Rede

Das Märchen von der größten Kraft im Universum

So habe ich gehört … Mit diesem Satz beginnen die ältesten Lehrreden des Siddharta Gautama im Pali Kanon. Auf Pali „evam me suttam.“ Erst 1954 wurde auf dem sechsten Theravada-Konzil in Rangun der Pali-Kanon schriftlich festgehalten. Fast 2.500 Jahre nachdem Siddharta diese Lehrreden gehalten hatte. Das bedeutet aber nicht, dass die Texte nicht genauso gehörten wurden, weil vielleicht der eine oder andere Mönch etwas ausgeschmückt oder weggelassen hatte. Die Texte wurden schlichtweg wortwörtlich auswendig gelernt, um sie getreu wiedergeben zu können. Aber, korrekterweise, haben die Mönche diesen Texten immer wieder vorangestellt: „So habe ich gehört… evam me suttam.“

So ging es mir in diesen Tagen ähnlich. Mir wurde ein Text geschickt, der ein altes buddhistisches Märchen (möglicherweise auch eher hinduistisches Märchen, wegen der vielen Götter) geschickt, das man sich erzählte. Wer der Urheber ist, sei nicht bekannt, hieß es. Das Märchen geht folgendermaßen:

Ein altes Märchen erzählt von den Göttern, die zu entscheiden hatten, wo sie die größte Kraft des Universums verstecken sollten. Sie wollten die Kraft an einem Ort verstecken, an dem sie der Mensch nicht finden könne, bevor er reif genug sei, sie verantwortungsvoll zu gebrauchen.

Einer der Götter schlug vor, sie auf die Spitze des höchsten Berges zu verstecken. Die anderen Götter hatten Bedenken, dass der Mensch irgendwann auch den höchsten Berg besteigen würde.

Ein andere Gott schlug vor, die Kraft auf den tiefsten Grund des Meeres zu verstecken. Sie erkannten, dass der Mensch auch diese Region erforschen würde. Er würde die größte Kraft des Universums dort finden, bevor er reif dafür sei.

Schließlich sagte der weiseste Gott: „Ich weiß, was zu tun ist. Lasst uns die größte Kraft des Universums, im Menschen selbst verstecken. Dort wird er niemals danach suchen.“

Und so versteckten die Götter die größte Kraft des Universums im Menschen selbst. Dort liegt sie noch immer und wartet darauf, dass wir sie in Besitz nehmen und weisen Gebrauch von ihr machen.

Manchmal wäre es ganz schön, wenn Märchen wahr werden, oder? Das soll ja auch schon mal vorgekommen sein.

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