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Waldbaden … äh, aber bitte online

Also das mit den Krabbeltieren im Wald geht ja gar nicht und dann auch noch die Mücken. Wie soll ich denn da Bitteschön entspannen? Hurra, die VHS-Emden weiß Rat und da wir ja alle so modern sind und handyaffin sowieso, gibt es den Kurs Waldbaden jetzt online. Dann kann ich das ja in Allerseelenruhe vom heimischen Sofa aus genießen. Ist sowieso bequemer. Ist es schon soweit, dass wir die Natur tatsächlich nur noch digital genießen wollen? Das kann ich einfach nicht glauben. Und so heißt es im Text der VHS: „Eine Erstattung der Gebühren bei der Krankenkasse ist möglich.“ Wir reden hier von 105 Euro je Teilnehmer und online kann ja eine ganze Horde durch den nicht echten Wald trollen. Das könnte sich lohnen.

Nun mal kurz zu dem, was es ist: Es ist der Aufenthalt im Wald mit allen Sinnen und damit die positive Wirkung auf Körper und Geist: „Shirin Yoku“. Und hierbei sollte der geneigte Badegast auch wissen, dass in Japan das Waldbaden, das Shirin Yoku, keine lange Tradition hat. Es war eine Marketingkampagne des Ministeriums für Landwirtschaft, Forsten und Fischerei. Das war 1982 und sollte die japanische Bevölkerung dazu animieren, doch mehr Spaziergänge in der Natur zu unternehmen. Also: Weg mit Smartphone und Tablet und ab in den Wald! Das war die Idee dahinter und welche Idee hat die VHS Emden bei ihrem Online-Kurs „Waldbaden“? Vielleicht, dass wir die gleichen Glücksgefühle bekommen wie bei Katzenvideos. Aber ist es nicht schöner, die Katze tatsächlich zu streicheln und ihr wohliges Schnurren zu hören und zu spüren?

Da gibt es auch noch andere Denkwürdigkeiten bei dieser ostfriesischen VHS. Es wird Zen-Meditation angeboten. Nun – erst einmal prima. Der Kurs findet im Sportraum statt. Nebenan ist der ausgewiesene Meditationsraum, in dem der gymnastische Kurs „Rückenfit“ abgehalten wird. Die Teilnehmer des Zen-Meditationskurses werden zudem zur Mitwirkung bei der Qualitätsüberwachung angehalten. Der Fragebogen an die Teilnehmer beinhaltet Fragen wie: Wie gut wurden Ihre Interessen und Wünsche (Anm.: Ich will Erleuchtung, sofort!) berücksichtigt? Oder: Wie gut konnten Sie dem Unterricht folgen (Anm.: Pssst ich meditiere!).

Ich glaube nicht, dass Buddha vor 2.500 Jahren auf die Idee gekommen wäre, einen Qualitäts-Erleuchtungsfragebogen zu verteilen. Denn die Teilnehmer vor dem Bodhibaum hätten immer wieder gesagt: „Ich versteh‘ den Mann nicht.“ Und Buddha wäre bei seiner Haltung geblieben und hätte lediglich lächelnd eine Blume hochgehalten.

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