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Eins mit der Landschaft

Die ersten warmen Tage ziehen mich raus in die Landschaft. Ich steige auf mein Motorrad, dass ich schon vor Tagen aus dem Winterschlaf geholt habe und drücke den Anlasser. Die Maschine ist nicht so laut, dass ich nicht mehr die Vögel zwischern hören kann. Wenige Meter, nachdem ich die Stadt verlassen habe, säumen nur noch einige Bäume die Straße. Neben mir taucht ein großer Deich auf, auf dem die Schafe mit ihren Lämmern blöhken. Fast schon ein Postkartenkitsch. Aber wahr. Ich beginne mit meinem Motorrad in die Kurven zu pendeln, langsam, mit gleichbleibender Geschwindigkeit. Ich habe an diesem Tag kein Ziel und lasse mich in der Landschaft treiben. Unter meinem Motorradhelm atmete ich ruhig und gleichmäßig, spüre die warme Luft und rieche die Blüten, die geradezu verschwenderisch ihren Duft verströmen.

Es ist schon einige Jahre her, da fiel mir ein Buch in die Hand, das vieles davon vereinte, was ich mit dem Motorradfahren verband. Naja – eigentlich ging es dabei auch um das Reparieren von einem Motorrad: „Zen die Kunst, ein Motorrad zu warten„, war der Titel. Die Motorradreise von Autor Robert M. Pirsig selbst gab dabei die Rahmenhandlung für verschiedene philosophische Betrachtungen und Kritik an den Lebenszielen der bürgerlichen Gesellschaft, der Technik und Gewinnstreben über alles ging. Für ihn war die „Qualität“ ein Philosophiebegriff. Er verstand ihn allerdings dynamisch, wie beim Bild einer Lokomotive, die als Foto dualistisch bewertet werden kann, aber die Lokomotive hat auch noch eine dynamische Qualität, wenn ich sie auf den Schienen davonfahren sehe. Es ist somit nichts wie es scheint. Es ist immer in Bewegung. So lässt sich eigentlich die rein statische Qualität nicht erfassen. Genau wie Siddharta Gautama erzählte, dass es unmöglich ist, an der selben Stelle in den gleichen Fluss zu steigen. Es geht einfach nicht.

Wenn ich also an einem schönen Sonnentag auf mein Motorrad steige, bewege ich mich dynamisch durch die Landschaft. Meine Schienen sind die Straßen unter meinen Rädern. Ich vermeide dabei natürlich die Autobahn, denn die ist dazu gemacht, mich möglichst schnell und effektiv von A nach B zu bringen. Aber wer will das schon?

Motorradfahren ist wie eine Art Meditation. Ich liebe es nicht zu wissen, wo ich am Ende Halt machen werde. Du tankst einfach voll und hast irgendwie eine vage Vorstellung davon, wohin es gehen soll. Der Weg ist das Ziel und die Straße weist dir den Weg. …

Ewan McGregor

Zitat des Schauspielers auf Motoguzzi.com

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