Her mit der dicken Amphore!
Eigentlich wissen die Historiker nichts von ihm. Er hat keinen schriftlichen Satz hinterlassen. Das einzige was er tatsächlich gemacht hat, ist seine Philosophie zu leben. Was wir von ihm wissen stammt von seinem Namensvetter Diogenes Laertios und der lebte auch nicht in einer Tonne, genausowenig wie der Diogenes von Sinope. Ja – das ist der in der Tonne, die sicherlich keine war. Die Historiker nehmen an, dass er schlicht und ergreifend in einer riesigen umgekippten Amphore gelebt hat, in der sonst Getreide oder ähnliches als Vorrat aufbewahrt wurde. Quasi ein prähistorisches Tiny-House. Vermutlich geht es tatsächlich um eine Amphore für Weisen, denn Diogenes hatte sein Erleuchtungserlebnis beim Beobachten einer kleiner Maus, die hin und her wuselte. Wir sollten leben wie eine kleine Maus, frei und ungebunden. Diogenes war ein Kyniker. Die Grundidee ist die, auf alles, außer dem absolut Notwendigen zu verzichten. Daher auch das Leben von Diogenes in einer Amphore. Der Verzicht auf Besitz war für Diogenes das Glück an sich unter dem Motto: „Ich besitze nicht, damit ich nicht besessen werde“. Armut war die neue Regel der Kyniker und sie lebten von Almosen. Kommt das bekannt vor?
Siddharta und Franz von Assisi lebten so. Siddharta fast um die gleiche Zeit (vielleicht ein klein wenig früher) im fünften Jahrhundert v.u.Z. und der Franz wollte die Kirche erneuern, denn sie sollte in Armut leben, wie er und seine Brüder. Das war im zwölften Jahrhundert n.u.Z. Ach ja und ob Diogenes wirklich Alexander dem Großen begegnet ist, ist eher unwahrscheinlich. Dennoch zeigt der kurze Dialog, der den beiden nachgesagt wird, die Lebenseinstellung Diogenes: „Ich bin Alexander der Große … Ich bin Diogenes der Hund“. Der Philosoph in der Amphore anerkennt keine selbstgedrechselte Autorität. Er begegnet Alexander auf Augenhöhe. Wir sollen es auch so sehen als Menschen unter Menschen. Es gibt keinen, der gleicher ist als andere.
Es ist gut beispielsweise der Praxis des Zen zu folgen, dessen Vertreter Diogenes gut sein könnte, alles kritisch zu hinterfragen und nur das zu akzeptieren, von dem der Mensch wirklich selbst zutiefst überzeugt ist.