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Niwaki oder das Bild der Natur

Welche Beziehung haben wir zur Natur? Eine Frage, bei der viele gähnen, sobald sie gestellt wird. Nee – nee – nicht schon wieder. Nein, aber mal ganz im Ernst. Begreifen wir uns als Teil der Natur oder sehen wir uns außerhalb der Natur? Die japanischen Niwaki, übersetzt heißt es eigentlich nichts anderes als Gartenbäume, können eine Brücke schaffen, zwischen Mensch (falls er denn wirklich außerhalb steht) und der Natur. Niwaki sind beschnittene Bäume in den japanischen Gärten. Aber es ist nicht einfach eine immergrüne gekappte Thuja. Der Gärtner zeigt mit dem Schnitt den Charakter des Baumes und damit auch der Natur. Er respektiert, dass es sich bei dem Baum um ein lebendes Wesen handelt und drängt ihm nicht seinen Geschmack auf. Er zeigt den Baum lediglich wie er ist. Ein japanischer Garten steht mit seiner Ästhetik nicht für sich alleine, sondern ist mit seiner Umgebung verwoben.

Shinto – der Glaube an die Götter in der Natur, die Kami, bildet das Grundgerüst bei der Vorstellung der Japaner von Natur. Besonders große und alte Bäume werden als heilig angesehen. Nicht selten bindet ein Priester ihnen ein Tau um den Stamm, um sie so als heilig zu kennzeichnen. Es werde auch nicht alle Bäume beschnitten. Im Garten Meiji-jingu liegt ein Wald mit einem großen Schrein in Tokyo. Der Wald wurde mit immergrünen Pflanzen angelegt, aber entgegen der sonstigen Praxis, sich selbst überlassen. So entstand ein einzigartiges Naturareal. Oft ist der Shinto verwoben mit dem Buddhismus. Die Gärten für die Mönche wurden so angelegt, dass sie sich in der Meditation mit der Natur verbinden können und erkennen, dass sie nicht verschieden, dass sie eins sind.

Und dann gibt es da noch die chinesischen Philosophie der Geomantie, besser bekannt unter Feng-Shui. Auch die japanische Stadt Kyoto wurde nach diesem Prinzip gebaut. Damals, im 8. Jahrhundert war sie die Hauptstadt Japans. Nun wollte man den Chinesen natürlich nicht alles nachmachen und suchte in dem einen oder anderen Punkt nach geeigneten Alternativen. Nach Feng-Shui bräuchte man beispielsweise eine Hauptstraße in Richtung Westen. Wenn die vorhandenen Straße aber nun mal nicht gerade Richtung Westen führte, setzen die Cleverlis einfach sieben Ahorne in Richtung Westen. Das sei genauso gut. Eine äußerst pragmatische Lösung. Jedenfalls beginnt die Geschichte der Niwaki wohl erst nachdem der Buddhismus in Japan Fuß gefasst hatte. Daher kann man die beschnittenen Bäume, die der Landschaft nachempfunden wurde, wohl auch als eine Art ästhetischer Buddhismus bezeichnen. Übrigens – die weitaus bekannteren Bonsai verfolgen das gleiche Ziel wie die Niwaki: Beide sollen den Charakter des Baumes verdeutlichen. Es ist das Erkennen.

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