Bewusstsein Erkenntnis Philosophie

Sein oder nicht sein? Wo ist er hin?

Es klingt immer so hart, wenn es heißt: Töte den Buddha, wenn du ihn siehst!“ Aber es ist klar, denn der Buddha ist in dir, der soll erkannt werden und nicht woanders. Wenn ich also einen Buddha außerhalb meiner selbst treffe, ist das der falsche Buddha. Nun – er muss ja nicht gleich getötet werden, das ist etwas martialisch ausgedrückt und passt eigentlich überhaupt nicht zum Buddhismus, aber wie wäre es, wenn wir den anderen Buddha einfach ignorieren, bis er sich von selbst auflöst? Im Grunde geht es bei „Buddha oder nicht“, um die Frage, wer ich bin. Und nicht um die Frage: „…und wenn ja wieviele?“

Im Theravada-Buddhismus ist die Frage: Wer bin ich? einer der ersten Dinge, die nach der Ordination als Mönch hinterfragt werden sollen. Ich verändere mich im Laufe des Lebens. Ich bekomme Falten, kann mich nicht mehr gut bücken und brauche eine Brille, um das Kleingedruckte zu lesen. Ich sehe in den Spiegel und bin nicht in der Lage mich wirklich zu sehen. Ich sehe jemanden, der sich nicht verändert hat. Objektiv ist das natürlich anders. Der Weg ist, unser Bewusstsein für Veränderungen zu erweitern. Denn alles verändert sich. Im Laufe des Jahres verändert sich die Natur entsprechend der Jahreszeiten. Menschen streben, die wir gekannt haben, Babys werden in unserer Familie geboren. All das zeigt uns, dass es kein wirkliches fixiertes Selbst geben kann, sondern nur Veränderung. Beispiel: Ein Reiskorn ist ein Reiskorn und wenn es ein Selbst hätte (als Reiskorn), würde es nie zu einer Reispflanze heranwachsen, die dann wieder neue Reiskörner wachsen lässt. Es ist also tatsächlich gut kein selbst zu haben, sonst gäbe es keinen Wechsel der Umstände. Zen-Lehrer Shunryū Suzuki brachte es auf den Punkt: „Not always so.“

Auch wir sind, wenn wir das lesen, keine Babys mehr. Ansonsten wären wir ziemlich hochbegabt. Wir haben uns entwickelt und verändert. Dann kommt noch etwas anderes hinzu. Wir sind eine Billardkugel auf dem Billardtisch des Lebens. Stellen wir uns vor, der Tisch ist voller Billardkugeln. Immer wenn ich mich bewege und irgendwohin rolle, verändere ich nicht nur meine Position, sondern auch die der anderen. Umgedreht genauso. Die anderen beeinflussen mit ihrer Bewegung auch meine Position. Ich kann also auf dem Billardtisch des Lebens nicht völlig unabhängig von den anderen sein. Ich kann mir natürlich einreden, dass ich völlig frei in meinen Entscheidungen, Emotionen und Handlungen bin.

Es ist sehr befreiend, das illusorische Selbstgefühl loszulassen. Es führt zu mehr Mitgefühl zu meinen Mitmenschen, zu mehr Achtsamkeit für und in der Natur. Alles verändert sich und das scheinbare Ich in mir auch und die Selbstlosigkeit wird klar.

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