Erkenntnis Philosophie Rede

Es gibt keinen natürlichen SUV

Es gibt zwei „mus“ , die unbedingt zusammengehören. Das eine ist der Minimalismus und das andere der Buddhismus. Siddharta Gautama kam ja aus einer Yogi-Tradition. Und die verzichten bekanntlich auf alles, manchmal sogar auf das Essen, was natürlich auf Dauer nicht gut geht. Auch Jesus von Nazareth ging in die Wüste und verzichtete auf alles, er fastete 40 Tage lang. Nichts lenkte ihn ab vom einfachen Sein. Er suchte ebenfalls die Erleuchtung in der Wüste durch Gott – mit Gott. Es ging hierbei um eine Offenbarung. Ganz anders dagegen bei Siddharta Gautama. Er wartete nicht auf die Offenbarung. Er wartete darauf, dass er als Mensch die Dinge ganz klar erkannte. Er wollte sehen wie die Welt wirklich ist und nicht wie wir sie uns vorstellen.

Was ist das, wenn Menschen einen SUV durch die Straßen chauffieren? Im Durchschnitt wird dabei ein Fahrer, sagen wir einmal von 75 Kilogramm Körpergewicht, mit mehr als 1,5 Tonnen Stahl und Blech bewegt. Macht das Sinn? Die Fahrzeugindustrie verkauft kein Transportmittel, das man braucht, sondern eine Vorstellung, eine scheinbare Aufwertung des Egos. Dabei könnte es völlig reichen, einfach Mensch zu sein und die Kinder mit dem Roller in den Kindergarten zu bringen. Ähnliches gilt für die Häuser in denen wir wohnen. Wir bewegen uns in Stein- oder Betonbauten mit vier, fünf oder mehr Zimmer. Aufhalten können wir uns aber immer nur in einem Raum. Minimalisten haben das längst erkannt und wohnen beispielsweise in einem Tiny House. Was brauche ich wirklich? fragen sie sich. Das bedeutet nicht zurück in die Höhle.

Es geht um den mittleren Weg wie ihn der Buddhismus propagiert. So ist es durchaus denkbar, einen kleinen Tisch mit Elfenbeinfüßen zu haben. Der griechische Philosoph Epikur besaß ein solches Prachtstück und wurde dafür immer kritisiert. Denn Epikur lehrte ein einfaches Leben nach dem Lustprinzip. Er verstand die Lust nicht in puncto Sex, sondern als Lebensfreude und die wiederum konnte erreicht werden in der Überwindung von Furcht, Schmerz und Begierden. Bei der Furcht ging es ihm vor allem um die Furcht vor dem Tod. Die sollte es nicht geben. An Menoikeus schrieb er: „Das schauerlichste Übel, der Tod, hat also keine Bedeutung für uns; denn solange wir da sind, ist der Tod nicht da, wenn aber der Tod da ist, dann sind wir nicht da.“

Ach ja – das Elfenbeintischchen … Epikur schrieb über seine Philosophie: „Auch die Unabhängigkeit von äußeren Dingen halten wir für ein großes Gut, nicht um uns in jeder Lage mit Wenigem zufrieden zu geben, sondern um, wenn wir das Meiste nicht haben, mit Wenigem auszukommen […].“ Es ist nicht die Kasteiung, sondern der mittlere Weg, der auch ein kleines ästhetisches Utensil mit wertvollen Beinen zulässt, wenn es uns Lebensfreude bringt. Der SUV gehört nicht dazu. Wie auch der Golfrasen hinterm Haus. Epikur zog Gemüse in seinem Garten, um sich und seine Anhänger zu versorgen. In dem Garten versammelten sie sich und anfangs wurde Epikurs Schule auch nach dem griechischen Wort für Garten – Kepos – benannt. Die Philosophen lustwandelten zwischen Bäumen und den Rabatten. Vermutlich griff der eine oder andere auch mal nach einem frischen Möhrchen, das er dann genüßlich in der Denkphase mümmelte.

Siddharta Gautama lehrte in den Wäldern, in der Natur. Seine erste Lehrrede über seine neuen Erkenntnisse hörten der Überlieferung zufolge Wildtiere zu. Mehr als 200 Jahre später erkannte auch Epikur den Wert der Natur: „Wenn du nach der Natur lebst, wirst du niemals arm. Wenn du nach den Meinungen lebst, wirst du niemals reich“.

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