Sitzen ist Revolution
Sitzen, still sitzen, ist etwas zu tun, ohne etwas zu tun. Du spürst, dass du lebst, weil du nicht abgelenkt bist dadurch, dass unbedingt etwas getan werden muss. Gut – man spürt auch sich selbst, wenn der Mensch von einem Kran stürzt und nur mit einem Gummiseil an den Füßen gehalten wird. Dieses Band verhindert, dass der Sprung, der Andrenalin bringen soll, schließlich final endet. Aber beim Sitzen sitze ich nur. Die Augen sind halb geschlossen und das Bild vor den Augen verschwimmt langsam. Die Gedanken bleiben, aber auch sie verschwinden irgendwann, wenn sich der Meditierende auf die Gedankenpausen zwischen den Gedanken konzentriert. Es ist nur sitzen.
Ich schreie nicht, ich bin nicht wütend, ich nehme keine Waffe in die Hand, ich kann keinem schaden, auch der Umwelt nicht, weil ich nicht in ein Auto steige und aufs Gas trete. Ich sitze. Ich beanspruche dabei nur einen ganz kleinen Platz, etwa 80 mal 80 Zentimeter. Das ist nicht viel, was ich als Raum in der Welt einnehme. Ich brauche keine Wälder niederzubrennen, nur um Platz zu haben. Für was, wenn doch noch nicht einmal ein Quadratmeter reicht? Es bleibt Platz für die Tiere um mich herum. Ich kann sie lassen, weil ich ja nicht viel Platz brauche. Ich atme ganz ruhig ein und aus und verbinde mich so mit allen Lebewesen auf der Welt, die ebenfalls atmen. Es ist keine andere Luft. Wir sind verbunden.
Ich sitze, ich lebe und bin Teil der Welt. Ich bin der stille Revolutionär nur dadurch, dass ich nichts tue.